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Grundstückskauf in Neuseeland: Kann man als Deutscher Land erwerben?

Man könnte nach einem Neuseelandurlaub schon mit dem Gedanken spielen, sich dort ein eigenes Haus zuzulegen. Doch Neuseeland ist ja keine spanische Insel oder das Nachbarland Österreich. Darf man als deutscher Staatsbürger überhaupt Grund und Boden am anderen Ende der Welt kaufen? Der Einwanderungs-Anwalt, Peter Hahn, hatte schon unzählige Kunden, die ihm genau diese Frage gestellt haben: „Es kommt immer darauf an, von welchem Grundstück wir hier sprechen“, erklärt er. „Wenn sich jemand ein normales Appartementhaus oder Einfamilienhaus mit kleinem Grundstück kaufen will, um dort seinen Urlaub als Tourist zu verbringen, ist das absolut legitim und bedarf nicht einmal einer besonderen Genehmigung.“

Ein Touristenvisum tritt für deutsche Staatsbürger im Regelfall mit der Einreise in Kraft und ist dann automatisch für 3 Monate gültig. Wer länger bleiben will, darf in jedem beliebigen 18-Monatszeitraum bis zu 9 Monate in Neuseeland als Tourist verweilen. Was sich jedoch viele Europäer nicht vorstellen können, Neuseeland bietet immer noch Grundstücke der Superlative, so genannte Lifestyle Blocks, ganze Halbinseln und Farmland soweit das Auge reicht. Und die Preise für ein derartiges Stück Land sind im Vergleich zu einem Appartement auf Palma de Mallorca noch durchaus erschwinglich. „Oft rufen mich Deutsche an und erzählen, sie haben ein fantastisches Grundstück gefunden, das sie so schnell wie möglich kaufen möchten. Meistens bremse ich die Kunden dann etwas, denn solche Grundstücke gibt es in Neuseeland fast noch wie Sand am Meer. Das nächste Objekt lässt meist nicht lange auf sich warten. Man sollte also nichts überstürzen!“, erklärt der Experte.

Barfoot & Thompson ist beispielsweise eine Immobilienfirma, ein Familienunternehmen, welches im Großraum Auckland und Northland operiert und unzählige Traumareale im Angebot hat. „Wer eine 4,29 Hektar große Halbinsel mit Strandabschnitt erwerben möchte, kann das jedoch als Nicht-Neuseeländer nicht mehr so einfach tun. Denn dann handelt es sich um so genanntes sensibles Land.“ Dies beinhaltet unter anderem landwirtschaftliche Nutzflächen über fünf Hektar, Naturschutzreservate oder Grundstücke in besonders wertvoller Lage, wie beispielsweise Areale, die direkt am Meer liegen. „Hier greift dann der Overseas Investment Act von 2005 und man muss sich als Ausländer eine gesonderte Genehmigung für den Kauf einholen“, weiß Peter Hahn. „Personen, die keine Permanent Residency haben oder deren Hauptwohnsitz außerhalb Neuseelands liegt, müssen dann die Kriterien des OIO, desOverseas Investment Office erfüllen, um so ein sensibles Grundstück zu erwerben.“

Ein Kriterium ist beispielsweise, ob der Kauf an einen Ausländer, Neuseeland Vorteile einbringt. „Da ist natürlich viel Auslegungssache“, weiß Peter Hahn aus Erfahrung. „Momentan geht wieder ein Fall durch die Presse, bei dem ein Zusammenschluss aus 16 Milch-Farmen in Waikato, die Crafar Farms, an chinesische Investoren verkauft werden können“, berichtet der Neuseeland-Experte. Viele Kiwis und auch der ansässige Maori-Stamm wollen jedoch verhindern, dass so ein für die Wirtschaft entscheidendes Stück Land in ausländische Hände gerät. „Ohne hier diesen konkreten Fall zu werten, manchmal kann ein Verkauf an Ausländer unter Umständen für Neuseeland sogar besser sein. Das Land können die ausländischen Investoren ja nicht „mitnehmen“ und einem ausländischen Käufer können beispielsweise Auflagen gemacht werden, einem neuseeländischen Käufer nicht. Zum Beispiel, dass der Fluss nicht verschmutzt werden darf, das Naturschutzgebiet für die Öffentlichkeit als Wanderweg zugänglich bleiben muss und so weiter.“

Auch der in den Median vielfach erwähnte Umzug des Hollywood-Regisseurs James Cameron gehört in diesem Zusammenhang. Der Kauf seines 1000 Hektar großen Grundstückes mit Milchfarm musste vom Overseas Investment Office genehmigt werden. „Man kann natürlich, wenn man ohnehin nach Neuseeland einwandern möchte, dieses zum Teil risikoreiche Genehmigungsverfahren umgehen, wenn man erst die Residency anstrebt und dann als Permanent Resident mit Wohnsitz im Land kauft“, gibt Peter Hahn seinen Kunden oft als Tipp mit auf den Weg. „Und wer genügend Vermögen hat, um sich so ein Areal zu kaufen, kann unter Umständen auch über die Investor Kategorie einwandern.“

So geschehen auch im Falle des Internethackers Kim Schmitz alias „dotcom“, der kürzlich in seiner Villa in Auckland von einem Sondereinsatzkommando wegen Internetpiraterie und Geldwäsche festgenommen wurde. Er kam vermutlich über die Investor Kategorie nach Neuseeland, und selbst bei seinem Vorstrafenregister drückte wohl die Einwanderungsbehörde ein Auge zu, vermutet die neuseeländische Presse. Ausländische Investoren werden gezielt von der neuseeländischen Regierung gesucht, um die Wirtschaft anzukurbeln. Doch immer wieder herrscht darüber in der neuseeländischen Bevölkerung Unmut, besonders auf Seiten einiger Maoristämme. Gegen ein Ferienhaus in ausländischer Hand hat jedoch noch keiner protestiert.

Autorin: Anja Schönborn, Wellington

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