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Ingenieure und Elektrotechniker haben es künftig leichter – Neue Skill Shortage Liste veröffentlicht

Alle sechs Monate erarbeitet das neuseeländische Arbeitsministerium eine neue Skill Shortage Liste, auf der Berufe stehen, für die ausländisches Fachpersonal gesucht wird. Mit der gezielten Einwanderungspolitik soll nicht nur die Wirtschaft angekurbelt werden, sondern auch den Arbeitgebern im Land die erfolgreiche Suche und Anstellung von Spezialisten erleichtert werden. Dabei soll jedoch kein Neuseeländer selbst ohne Anstellung bleiben. Die Aufgabe der so genannten „Review officer“ besteht nun darin, eine Liste zu erstellen, auf der alle aktuell gesuchten Berufe für die es keine Fachkräfte in Neuseeland selbst gibt, aufgeführt sind.

Ab Anfang Dezember tritt nun diese aktuelle Skill Shortage Liste in Kraft. „Für Einwanderungsinteressierte bedeutet das, wenn ihr Beruf auf der Long Term Skills Shortage Liste steht, können sie unter gewissen Umständen, auch ohne ein Job offer die Residency bekommen“, erklärt Immigrations-Experte Peter Hahn. „Der Umkehrschluß heißt jedoch nicht, dass jemand ohne gesuchten Beruf auf der Liste, überhaupt nicht einwandern kann!“ Die Long Term Skill Shortage Liste beinhaltet eine Tabelle aus Berufsgruppen, den dazugehörigen gesuchten Berufen und den entsprechenden Qualifikationsvoraussetzungen. Peter Hahn bemängelt jedoch, dass die Berufe auf den Listen, nicht immer der tatsächlichen Arbeitsmarktsituation entsprechen. „Berufsgruppen, Verbände und Kammern betreiben hier natürlich große Lobbyarbeit. Meine zynische Meinung ist, dass ein Unternehmen wie beispielsweise die neuseeländische Telecom, die einen Kommunikations-Spezialisten sucht, eher Erfolg hat, ihren Beruf auf die Liste zu bringen, als beispielsweise die kleine unbekannte Schustervereinigung“, gibt er zu bedenken. In den Medien sorgen immer wieder Fälle für Furore, bei denen Firmen klagen, sie finden partout keine geeigneten Angestellten, die Berufe stehen jedoch noch auf keiner Liste von Immigration.

Peter Hahn verfolgt die jeweilige Neuveröffentlichung der Skill Shortage Listen mit großem Interesse, denn für einige seiner Kunden, können selbst kleine Änderungen große Auswirkungen im Einwanderungsprozess haben. „Der zunächst interessant erscheinende Überblick über die Berufe, die nun nicht mehr vertreten sind und diejenigen, die neu hinzugekommen sind, haben meistens für deutsche Antragsteller kaum Relevanz. Interessant ist das Kleingedruckte! Ich hatte mal einen indischen Kunden, der ein Masters Degree Level 8 und ein Bachelor in Informatik Level 6 besaß. Immigration verlange jedoch Level 7, Fachhochschulabschluss anstelle des Level 8, Universitätsabschlusses. Dass der Antragsteller hier sogar mehr Qualifikationen besaß, als verlangt waren, spielte für Immigration keine Rolle. Sie hingen sich an der Zahl 7 und 8 auf, wirklich bürokratisch.“

Bei den aktuellen Änderungen sind nun beispielsweise der Seconday School Teacher und der Early Childhood Teacher von der Liste der gesuchten Berufe gestrichen worden. Dafür werden nun Genspezialisten, Umweltwissenschaftler und Wissenschaftler für Farmtechnik gesucht. „Für Deutsche interessante Listungen sind beispielweise die des Vermessungs-Experten, Universitätsdozenten, IT-ler, Elektrotechniker, Ingenieure, Schiffsoffiziere oder Autoelektriker. Bei Kategorien wie Dieselmotoren-Mechaniker oder Sozialarbeiter kann es dann schon wieder komplizierter werden. In Deutschland wird beispielsweise die Spezifizierung auf Dieselmechanik in der Ausbildung gar nicht vorgenommen, der Nachweis für die Immigrationsbehörden ist hier also dementsprechend schwierig. Die Sozialarbeiter in Deutschland haben meist keine akademische Ausbildung und wenn sie studiert haben, dann nennen sie sich nicht mehr Sozialarbeiter. Es kann also, selbst wenn der eigene Beruf zunächst auf der Liste zu finden ist, im Verfahren zu Komplikationen kommen. Ein Antrag für alle gesuchten Berufe im Gesundheitsbereich, wie Ärzte, Krankenschwestern und sämtliche Spezialisten im Gesundheits-, Pharmaziebereich und Veterinärwesen verläuft häufig ohne Erfolg. „Dies bedeutet zwar nicht, dass man dann die Einwanderung vergessen kann aber die Privilegien über die Skill Shortage Liste unkompliziert und schnell immigrieren zu können, sind dahin“, berichtet Peter Hahn aus seiner jahrelangen Erfahrung als Immigrationsberater. Denn in diesen Berufszweigen benötigt der Antragsteller eine neuseeländische Berufs-Zulassung. Diese beinhaltet je nach Sparte, zusätzliche Prüfungen, Testverfahren und, meist alles entscheidend, einen akademischen Englischtest. Und hier scheitern fast alle Kunden. Selbst mit sehr gutem Englisch sind die akademischen Ziele mit 7,5 Punkten Gesamtergebnis und mindestens 7,0 in allen Einzeltests des IELTS kaum zu schaffen. Wer also nicht schon jahrelang im englisch-sprachigen Ausland gelebt hat oder ein Sprachgenie ist, wird diese Hürde nur schwer nehmen.

Wer allerdings von der Neuerscheinung der aktuellen Long Term Skill Shortage Liste profitiert, sind Ingenieure und Elektrotechniker. „Hier geht es um die Änderungen in den Qualifikationsanforderungen, also das Kleingedruckte. Bislang war die Einwanderung für die wenigsten Antragsteller, die eine Ausbildung im Elektronikbereich gemacht hatten aber heute im IT- Bereich arbeiten, kompliziert. Ihr Problem war oft die fehlende akademische Ausbildung im IT-Bereich, denn Elektrotechnik ist eben nicht IT! Man muss wissen, dass die Immigrations-Bearbeiter wirklich sehr pedantisch sind und Formulierungen absolut wörtlich nehmen. Der eigentlich bestehende Ermessensspielraum wird selten genutzt. Gerade ältere Antragsteller hatten jedoch keine Ausbildung im IT-Wesen, da es zu ihrer Zeit schlichtweg noch keine Studiengänge dafür gab! Sie haben sich jedoch heute zu absoluten IT-Spezialisten weiterentwickelt, können dennoch die von Immigration New Zealand gefragte Ausbildung nicht nachweisen. Jetzt haben sie dieses winzige Detail endlich geändert und so bestimmte Voraussetzungen geschaffen, daß Ingenieuren und Elektrotechnikern der Zugang zur Shortage Liste geebnet wird.“ Ob Chemie-Ingenieur, Bauingenieur oder Elektroingenieur – bislang musste man einen „Washington Accord accredited Engineering degree“ vorweisen, um in den Genuß der Privilegien der Shortage Liste zu kommen. Deutschland und die meisten Länder Europas ist zur Zeit jedoch dem Washington Abkommen noch nicht beigetreten. Ab Anfang Dezember reicht nun in den meisten Fällen ein Diploma (Bachelor Degree) und entsprechende Berufserfahrung aus. Ingenieure und Elektrotechniker sind also die eindeutigen Gewinner der neuen Shortage Skill Liste, auch wenn man das als Laie nirgendwo lesen kann! Und den eigenen Beruf auf der Liste zu finden, bedeutet noch nicht gleich, dass man in Neuseeland auch ohne Schwierigkeiten tatsächlich einen Job findet! Der Weg zur Einwanderung kann lang sein. Man sollte sich auf jeden Fall vor der Antragstellung genau informieren.

Autorin: Anja Schönborn, Wellington

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