• facebook
  • twitter
  • youtube
  • flickr
category-daily-news

Trends, Tricks und Termine zur Einwanderung: Immigration New Zealand veröffentlicht neue Listen mit gesuchten Berufen

Ganz allmählich erholt sich die neuseeländische Wirtschaft vor allem in Bereichen wie dem Produktionssektor und der Bauindustrie. Das Vertrauen in die Zukunft, die Investitionsbereitschaft und Einstellung von neuen Arbeitskräften ist laut der aktuellen Umfragen gestiegen.

Doch die so genannte Netto-Migration schreibt in den letzten drei Monaten negative Zahlen – das ist die Anzahl der abgewanderten Neuseeländer plus die Zahl der eingewanderten Personen. Dies bedeutet, es haben mehr Personen Neuseeland verlassen, als neue Einwanderer nach Neuseeland gekommen sind.

„Neuseeland hat einen strukturell bedingten Mangel an Arbeitskräften, da die Auswanderung von Kiwis in andere Länder so einfach ist. Besonders der Weg nach Australien liegt vielen Angestellten zu Füßen, weil dort meist mehr Gehalt gezahlt wird“, erklärt ANZ Wirtschaftswissenschaftler Sharon Zollner die Lage. „Qualifizierte Arbeitskräfte wandern ab, viele machen sich selbstständig und dann entsteht ein Mangel an ausgebildetem Fachpersonal. Und genau diese Lücke soll dann von Einwanderern aus dem Ausland gefüllt werden“, weiß Einwanderungs-Experte Peter Hahn.

Erst kürzlich veröffentlichte Immigration New Zealand die neuen Zahlen über ihre geplante Einwanderung bis zum Jahr 2014. So wie auch schon im vergangenen Jahr werden circa 50.000 Anträge auf Residency pro Jahr bewilligt. Das offizielle Programm sieht zwischen 135.000 und 150.000 Einwanderer für die nächsten drei Jahre vor. Der Anteil des Skilled Migrant Streams liegt dabei weiterhin bei 60 Prozent.

Pünktlich im Sechs-Monats-Turnus wurden auch die neue Immediate Skill Shortage Liste und die überarbeitete Long Term Skill Shortage Liste veröffentlicht.

„In der Immediate Skill Shortage Liste stehen alle Berufsgruppen, die momentan auf dem Arbeitsmarkt unterbesetzt sind. Diese Liste dient den Unternehmen, schnell und unkompliziert auf dem internationalen Markt nach Arbeitskräften suchen zu können. Für Deutsche bedeutet das nur, dass sie leichter ein Arbeitsvisum in Neuseeland in diesen Berufen bekommen können. Mit der Residency hat diese Liste nichts zu tun. Auf der Long Term Skill Shortage Liste jedoch stehen die Berufe, die langfristig mit qualifizierten Einwanderern besetzt werden sollen“, erklärt Peter Hahn die Unterschiede.

Doch viel verändert hat sich bei der Neuerung der beiden Listen nicht. „Neben Automechanikern stehen nun auch Motorradmechaniker auf der Immediate Skill Shortage Liste. Dafür ist der Beruf des Augenoptikers herunter genommen worden“, liest Peter Hahn aus den neuen Tabellen. „Wenn man zurückblickt auf die Weltwirtschaftskrise, in dieser Zeit wurden fast alle Handwerksberufe wie Tischler, Klempner, Dachdecker, und so weiter in Neuseeland gesucht. Dann verschwanden diese Berufe fast alle und jetzt, so langsam, kehren einige handwerklichen Berufe wieder auf die Listen zurück.“

Auch auf der Long Term Skill Shortage Liste hat sich inhaltlich nicht viel seit der letzten Bewertung Anfang des Jahres verändert. „Es ist eigentlich nur eine neue Berufssparte zur Liste hinzu gekommen, Statistiker im Bereich Fischereiwesen. Dafür  wurde der Beruf des Narkose-Technikers herunter genommen. Das sind keine großen Neuerungen“, resümiert der Einwander-Berater die neuen Richtlinien.

Doch was bedeuten die aktuellen Listen für Deutsche, die sich für eine Einwanderung nach Neuseeland interessieren, nun konkret? „Grundsätzlich muss man sagen, dass niemand dazu überredet werden sollte, nach Neuseeland zu kommen. Ich würde meinen Kunden niemals Chancen einreden, wenn sie keine haben. Das ist, denke ich, sehr wichtig. Mit der richtigen Erwartungshaltung ist so ein Einwanderungs-Prozess wesentlich einfacher. Und die Listen sind für mich gute Richtlinien. Wenn ich also die Berufssparte, das Alter und die Arbeitserfahrung von jemandem ansehe, kann man relativ schnell sagen, ob eine Antragsstellung sinnvoll ist oder nicht. Die Jobsuche von Deutschland aus ist beispielsweise sehr schwierig. Und selbst wenn jemand eine Arbeitsstelle findet, heißt das noch nicht, dass er auch eine Arbeitserlaubnis oder gar die Residency bekommt. Jeder Fall ist sehr individuell“, gibt Peter Hahn zu bedenken. „Oft muss man sehr strategisch vorgehen, denn wer einen Beruf auf der Immediate Skill Shortage List ausübt und ein zeitlich befristetes Work Visa bekommen hat, kann sich nicht unbedingt darauf verlassen, auch ein Residence Visa zu bekommen. Eine Anstellung in Neuseeland eignet sich nur dann für einen Residence-Antrag, wenn der Job auch als so genanntes „Skilled Employment“ von der Einwanderungsbehörde bewertet wird. Die Unterschiede zwischen skilled und unskilled sind oft sehr fein. Ich hatte beispielsweise mal einen Fall eines Fahrradmechanikers, dessen Beruf damals auf der Immediate Skill Shortage Liste stand. Erst nachdem nachgewiesen werden konnte, dass er neben der Tätigkeit des Fahrradmechanikers auch andere Tätigkeiten allgemeinerer Art ausübte, gelang der Residence Visa Antrag.

Jetzt sind auf der neuen Long Term Skill Shortage Liste unter anderem Berufe in der Baubranche, Universitäts-Dozenten, Elektro-Ingenieure, Sozialarbeiter, Sprach-Therapeuten, Tierärzte, IT-Fachkräfte, Köche, Autoelektriker, Mechaniker für Dieselmotoren, Schiffsoffiziere und Kapitäne zu finden. „In einigen Berufen ist es dennoch schwierig, das Residency-Verfahren erfolgreich durchzuführen, denn gerade im Gesundheitssektor werden beispielsweise neuseeländische Registrierungen verlangt. Die bedeuten dann Nachprüfungen oder Zusatzausbildungen. Oft scheitern Bewerber wie beispielsweise Elektriker auch bei der Voll-Zulassung. Für viele Kandidaten ist es schwierig, den IRLTS-Englisch-Sprachtests, auf dem oft erforderlichen academic level zu bestehen. Das ist, wie die Erfahrung gezeigt hat, wirklich nicht einfach!“

Für einige Einwanderinteressierten scheint Neuseeland auch aufgrund der niedrigeren Bezahlung oder geringerer Karrierechancen nicht wirklich Sinn zu machen. Peter Hahn kennt jedoch ein sehr gutes Beispiel für eine sinnvolle Umsiedlung – Landwirte: „In diesem Bereich kann man in verschiedenen Schritten Einiges erreichen. In diesem Sektor werden beispielsweise offiziell Farm-Manager gesucht. Viele meiner Kunden aus der Schweiz und aus Deutschland haben beispielsweise als Assistant Farm Manager angefangen. Dieser Beruf steht auf der Immediate Skill Shortage Liste, so bekamen sie unkompliziert erst einmal ein Workvisa. Die nächste Anstellung war dann durch die vorhandenen Kontakte und die erzielte Berufserfahrung bereits ein Job als Farm Manager in einem Betrieb. Dieser Beruf wird im Gegensatz zum Assistant Farm Manger als skilled Employment anerkannt, was ihnen die Tür zu einem Residency Verfahren öffnete. Als Resident haben sie sich dann als so genannter Sharemilker selbstständig gemacht – das bedeutet, dass ihnen das Vieh gehört, das Land auf dem die Tiere stehen ist jedoch nicht ihr Eigentum. So konnten sie sich ein gutes Leben aufbauen und letztendlich eine Finanzierung hinbekommen, die es ihnen ermöglicht hat, eine eigene Farm zu kaufen. Und Landwirtschaft in Neuseeland kann richtig lukrativ sein. Farming hat den größten Anteil an der neuseeländischen Wirtschaft. Deshalb ist der Neuseeland-Dollar auch trotz Wirtschaftskrise nach wie vor relativ stark. Das interessante bei diesem Werdegang ist, dass meine ehemaligen Kunden diese Karriere in Europa aufgrund verschiedener Umstände nie hätten hinlegen können. Und Landwirtschaft in Neuseeland bedeutet nicht nur Saisonarbeit, sondern ist wirklich das ganze Jahr über ein Fulltime-Job!“

Die neuen Listen mit den gesuchten Berufen treten ab dem 11. Juli 2011 offiziell in Kraft.

Autorin: Anja Schönborn, Wellington

  1. Nils says:

    Wirklich interessanter Artikel. Vor einigen Jahren spielte ich ebenfalls mit dem Gedanken alles hinter mir zu lassen. Meine Firma lief leider nur spärlich voran. Letztendlich konnte ich dann doch noch die Kurve kriegen. mit Hilfe von Personalleasing bei angegebener Seite konnte ich meine Arbeitskräfte flexibler planen und meine Personalkosten effizient senken. Nach Neuseeland geht’s trotzdem nächstes Jahr, dann allerdings nur als Urlauber! 🙂

  2. Thomas says:

    Guten Tag Frau Schönborn,

    danke für den informativen Artikel. Ich wusste bisher nicht, dass es eine offizielle skill shortage list gibt. Sogar web developer werden derzeit gesucht. Das eröffnet interessante Möglichkeiten. Ich bin grad aber auch erst am Anfang mit meinen Plänen und werde bestimmt noch das ein oder andere Mal auf Ihrer Webseite schmökern.

    Viele Grüße
    Thomas Merkel / http://www.cleveres-webdesign.de

Join the discussion:

You must be logged in to post a comment.

Archiv

Copyright © Neuseeland eZine. All rights reserved.