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Wann kommt der große Knall? – Christchurch braucht Arbeitskräfte

Viel zu tun in Christchurch

Viel zu tun in Christchurch

Wessen erste Wahl ist momentan Christchurch, wenn es um die Wahl des neuen Wohnortes in Neuseeland geht. Früher war die „Garden City“ bekannt für ihr Rugby Team und die schöne britisch geprägte Innenstadt. Heute ist das Aushängeschild Christchurchs das Erdbeben. Genau so denken viele Immigranten und ebenso viele Neuseeländer selbst. Und genau das sorgt für eine Personalknappheit in einer Stadt, die sich gerade im Wiederaufbau befindet und in einer kurzen Zeitspannte ad hoc mehr Arbeitskräfte benötigt, als je zuvor.

Nach über zehn Jahren ist nun eine neue Phase bei der Personalsuche eingetreten. „Früher wollten wir einen neuen Studio-Leiter einstellen und kaum hatte sich das herum gesprochen, liefen die besten Bewerber uns auch schon die Türen ein“, klagt ein Firmenbesitzer sein Leid. „Jetzt ist das ganz anders. Wir bekommen noch nicht mal Bewerbungen und das, wo wir das erste Mal in unserer Unternehmensgeschichte eine Stellenanzeige geschaltet haben!“

In den vergangenen Monaten wurde viel über den baldigen Arbeitskräftemangel gesprochen und veröffentlicht. Aber letztendlich wurde die Debatte immer vertagt. Der Wiederaufbau Christchurchs befindet sich bereits in vollem Zuge und der Druck scheint immer größer zu werden. Das Finanzministerium sprach von ungefähr 20.000 Handwerkern, die bald zusätzlich benötigt würden. Doch was ist mit Anwälten, Buchhaltern oder der Gastronomie, welche diese Arbeiter beim Leben in Christchurch unterstützen? Peter Townsend, Vorsitzender der Arbeitgebervereinigung „Employers’ Chamber of Commerce“ in Canterbury sieht die Situation als drastisch an, eine Bombe, die irgendwann platzt. „Diese Situation ist vergleichbar mit einer kleinen Stadt, die man einfach in die Mitte von Christchurch setzt, etwa einen Ort wie Wanaka mit einer Population von rund 7000 Bürgern. Und dafür braucht man dann natürlich den entsprechenden Versorgungsapparat. Der Bausektor ist ja nur die Spitze des Eisberges. Aber der Rattenschwanz dahinter, um die wirtschaftlichen Aktivitäten zu stützen, das sind ja nicht nur Handwerker. Sie wollen alle essen, irgendwo wohnen und müssen rundum versorgt werden!“ Peter Townsend sieht deshalb dringenden Handlungsbedarf.

Doch was genau soll geschehen? Soll Immigration New Zealand einfach die Tür für ausländische Fachkräfte öffnen?

Neuseeland-Experte Peter Hahn beobachtet die Situation in Canterbury seit langem genau: „Durch die stetigen Nachbeben zog sich der Beginn des Wiederaufbaus nun doch länger hin als zunächst angenommen. Aber ich merke langsam schon, dass meine Kunden oft bessere Chancen haben, in Christchurch einen Job zu finden als in anderen Teilen Neuseelands. Und auch die Immigration Officer scheinen bei den Anträgen im Rahmen ihres Beurteilungsspielraumes solchen Bewerbern eher ein Visa zu genehmigen.“ Peter Hahn ist langjähriger Immigrations-Berater und sieht durchaus gute Chancen für seine einwanderungswilligen deutschen Kunden, in den kommenden Monaten in Christchurch einen Job zu finden, der bis dahin dann auf die Liste der gesuchten Berufe aufgenommen wurde. Dies würden dann den Einwanderungsprozess vereinfachen. „Bauarbeiter werden mit Sicherheit benötigt, doch in den Medien spricht man auch immer wieder von Schreinern, IT-lern, Malern, Ingenieuren und so weiter. Es könnte also sein, dass es dann nach langer Zeit beispielsweise auch mal wieder handwerkliche Berufe auf die skill shortage-Listen schaffen.“

Bereits jetzt ist laut der Aussage der Personalagenturen in Christchurch verstärkter Bedarf zu spüren. Die Nachfrage nach Arbeitskräften führte sogar schon zur Erhöhung der Jahreslöhne um 3,6 Prozent „Besonders in Sektoren wo Fachleute mit höherer Ausbildung gesucht werden, wie Steuerfachkräfte, Anwälte, Managerposten, Architekten oder Designer merken wir bereits eine deutliche Steigerung des Bedarfes“, erklärt Debbie Grenfell von der Agentur Kelly Services. Doch selbst bei stärkerer Personalnachfrage ist noch nicht gesichert, dass auch ausländische Bewerber akzeptiert werden. „Immigration muss immer zunächst versuchen, den Bedarf auf dem eigenen Arbeitsmarkt zu decken. Ein neuseeländischer Bewerber wird folglich bei gleicher Qualifikation dem ausländischen Bewerber vorgezogen. Doch bei einer derart starken Nachfrage nach Fachkräften platzt die Seifenblase natürlich irgendwann. In Neuseeland leben nur 4,4 Millionen Menschen. Es können also unmöglich alle Arbeitsstellen von Kiwis besetzt werden und dann könnte es für meine Kunden interessant werden. Man munkelt auch, dass die eigenes für Canterbury ins Leben gerufene skill shortage-Liste nun endlich tatsächlich der dortigen lokalen Arbeitsmarktsituation angepasst und auch in flexibleren Zeitabständen überholt werden soll. So könne man sich der Lage vor Ort besser anpassen.“

Seit einigen Tagen ist ein so genannter „Recruitment Bus“ auf der Südinsel unterwegs, dessen Team gezielt versucht, Personal für die derzeit über 900 benötigten Arbeitsplätze anzuheuern und nach Christchurch zu locken.

Die geschätzten Zahlen des benötigten Mehrpersonals für den Wiederaufbau der Hauptstadt Canterburys variieren je nach Organisation zwischen 13.000 und 48.000 Angestellten. Doch laut Statistik ist die Summe aller Beschäftigten in Christchurch bereits von Dezember 2011 bis März 2012 von 309.700 Arbeitnehmern auf 325.600 Arbeitskräfte angestiegen, ein deutlicher Trend.

Alle immigrationsinteressierten Deutschen sollten deshalb in den nächsten Monaten die Augen offen halten. Allerdings stiegen mit der Mehrzahl der Angestellten in Christchurch auch die durchschnittliche Miete und die Preise beim Hauskauf. Viele Neubürger weichen deshalb auf die äußeren Stadtteile und das Umland aus.

  1. Vielen Dank für den sehr ausführlichen Artikel.
    Ich lebe auf den kanarischen Inseln und habe vor im nächsten Jahr nach Neuseeland zu Reisen. Da war ich nämlich noch nicht. Was ich hier lese ist recht interessant für mich. Wir bekommen hier ja so gut wie nichts von euch mit.
    Hier haben wir ein gegenteiliges Problem. Aufgrund der wirtschaftlichen Krise in Spanien stehen hier die Baustellen. Viele Handwerke haben keine Arbeit. Die Arbeitslosenzahl kommt auf einigen Inseln auf über 30 %.
    Ich hoffe das es bei euch nicht zum großen Knall kommt und drücke euch für die Zukunft die Daumen.
    Vielen Dank noch mal für den sehr informativen Blog. Es macht spaß hier zu lesen.

    Viele Grüße von den kanarischen Inseln
    Christian

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